Eines unserer Spruchplakate

Die Wahl ist vorrüber. Wir haben ein Mandat errungen. Ich persönlich darf meine Arbeit im Stadtrat fortsetzen. Ein Grund zum frenetischen Jubel war das allerdings nicht. Ich hatte diese Liste mit gegründet, damit neue Menschen ihr Glück versuchen können, die Politik kennen lernen und sich, selbst wenn sie nicht gewählt werden, weiter einbringen. Ich wollte Chemnitz Hoffnung geben. Direkt mit dem Wahlkampf die Stadt bunter machen und somit einen Effekt erzielen.

Es hat vielen Menschen auch diese Hoffnung gegeben. Aus den örtlichen Parteien rechnete man uns große Chancen aus und wir wurden immer freundlich empfangen und gefördert. Einfach weil wir sympathisch waren, so positive und gleichzeitig zum Nachdenken anregende Thesen in der Stadt verbreiteten. Unser Name das Gegenteil von dem signalisierte, was die Stadt gerade so in der Starre hält. Geworden ist es nun 1 Sitz und 2%, auf der anderen Seite gehen 25% an rechtsextreme Parteien, teilweise an echte Nazis. Wir haben gekämpft, Jede und Jeder auf seine Weise. Aber ich sage euch: Verzagt nicht. Ein paar junge Köpfe haben es in diesen Rat geschafft.

Diese Gesellschaft ist noch nicht engültig gekippt. Es hängt ganz davon ab was jetzt passiert. Brücken müssen gebaut werden und wir müssen alle Enttäuschten auch aus unseren eigenen Reihen auffangen. Geht zu Aufstehen gegen Rassismus, zu den Buntmacher_Innen, zu Chemnitz Nazifrei, zu Fridays for Future, zum Christopher Street Day. Engagiert euch in Kunst und Kultur. Zeigt, dass diese Stadt anders sein kann, anders werden muss.

Der bewegendste Moment des gestrigen Tages war für mich, wie im Ratssaal "Schrei nach Liebe" angestimmt wurde. Sogar die FDP konnte sich das Mitwippen nicht verkneifen. So etwas macht mir gerade Hoffnung. Genauso wie mir und vielen Menschen meine Mitkandidierenden Hoffnung machten. Wir hätten sicher noch mehr Offline leisten können, als nur zu wenigen Infoständen und den Podien zu denen wir eingeladen wurden. Auf die Menschen zugehen, sie mehr da abholen wo sie stehen. Wir hätten mehr Flyer verteilen und noch mehr Plakate hängen können. Doch wir waren eben auch nur 16 Menschen mit begrenzten Mitteln und jede Person und jedes Budget hat irgendwann das Limit erreicht. Ich fand das Engagement aller Kandidierenden außerordentlich und sie hätten den Einzug allesamt verdient. Viele werden diese Stadt weiter formen, andere denken über das Gehen nach. Für sie war dies der Kampf um diese Stadt. Doch bitte bleibt!

Ich werde Kämpfen, denn es steht viel auf dem Spiel. Stabile und verschworene, konservative bis nationalistische Mehrheiten, die unsere Stadt regieren, darf es nicht geben. Denn dann stirbt Chemnitz. Aber auch im Kleinen muss gearbeitet und das Vertrauen in die Demokratie wiederhergestellt werden. Dafür stelle ich mich auch zur Verfügung. Kommt auf mich zu wenn ihr Fragen habt, kommt auf mich zu wenn ihr Anliegen oder Anträge für den Rat habt. Nur zusammen können wir ein Chemnitz für Alle bauen. Alleine schaff ich das nicht, aber ich werde tun was ich kann.

Gez. Toni Rotter